Hoppla, querschnittsgelähmt
Ein prinzipielles Problem in der autogerechten Stadt ist die Ungleichheit zwischen den motorisierten und allen anderen Verkehrsteilnehmern. Jeder Mensch ist mal unaufmerksam, abgelenkt oder mit dem Kopf woanders. Das ist völlig verständlich und nachvollziehbar. Beim Autofahrer kann aber jede winzige geistige Abwesenheit für andere Verkehrsteilnehmer den Tod, schwere Verletzungen oder auch lebenslange Behinderung bedeuten.
Viele Autofahrer fühlen sich mißverstanden, wenn sie aus Versehen beim Rechtsabbiegen einen Fußgänger übersehen und dementsprechend beschimpft werden. "War doch keine Absicht".
Für den betroffenen Fußgänger ist das ein schwacher Trost. Aus Versehen querschnittsgelähmt worden zu sein fühlt sich nur geringfügig anders an als das gleiche Ergebniseiner gezielten Tat.
Es sind eben nicht alle Verkehrsteilnehmer gleich. Wer durch 1.500kg Blech geschützt mit bis zu 200 PS unterwegs ist, kann sich nicht mehr die kleinen Unaufmerksamkeiten erlauben, die zu Fuß niemandem schaden. Und den Autofahrern, die Nummernschilder für Fahrradfahrer verlangen, damit man die Rotfahrer endlich anzeigen kann, sollten sich den Gleichheitsgrundsatz nochmal genau ansehen:
Wesentlich Gleiches ist rechtlich gleich und wesentlich Ungleiches seiner Eigenart entsprechend rechtlich ungleich zu behandeln.
Den Unterschied zwischen 1.500kg mit Benzinmotor und muskelbetriebenen 20kg Fahrrad kann man durch einfaches Unterstellen der eigenen Zehen selbst erfahren.