Autofreie Stadt

Auf in die Zukunft

 

Das Gesetz der Zeitkonstanz

Für viele ist höhere Geschwindigkeit ein Frage der Effizienz: je schneller das Fortbewegungsmittel, desto mehr Zeit würde gespart. Viele Autofahrer gehen davon aus, dass ihr Auto aus reinen Zeitgründen unverzichtbar wäre. Die Deutsche Bahn denkt ähnlich und setzt mit Millionenaufwand ICE-Sprinter ein, damit man in kürzester Zeit von Berlin nach Hamburg kommt.

Aus irgendeinem Grund scheint es trotzdem nicht zu funktionieren. Die Freizeit wird nicht größer, wenn man schneller durch die Stadt rast. Das Wochenende in Spanien wird durch die Flugzeit wieder aufgefressen. Entspannter ist niemand.

Unter anderen hat Hermann Knoflacher für dieses Phänomen das Gesetz der Zeitkonstanz entwickelt: die Entscheidung für oder gegen einen Weg fällt demnach nur anhand der gebrauchten Zeit, nicht der Wegstrecke. Wer sich überlegt, näher an die Arbeitsstelle zu ziehen, macht das nicht anhand der Kilometerzahl, sondern aufgrund der geschätzten Zeit, die er von zuhause bis zur Arbeit braucht.

Auf einmal wohnt und arbeitet man also nicht mehr in Berlin, sondern pendelt täglich von Berlin nach Wolfsburg oder gar Hamburg. Geht ja genau so schnell.

Das ändert das Bild natürlich völlig: statt zu mehr Freizeit zu führen, bringt der Autoverkehr im Vergleich zum Fußgänger also nur eine größere Raumausdehnung. Man kauft nicht mehr um die Ecke ein, sondern im Einkaufszentrum auf der grünen Wiese. Die Kinder gehen nicht in die Schule im Viertel, sondern in das Gymnasium am anderen Ende der Stadt.

Gewonnen ist damit wenig, außer unbewohnbaren Städten, die von Schnellstraßen durchzogen sind. Denn wenn sich die Durchschnittsgeschwindigkeit erstmal für alle erhöht hat, wird auch von allen erwartet, dass sie genau so mobil sind. Erst wenn sich alle wieder langsamer durch die Städte bewegen, wird die Bewegung auch für alle wieder entspannter.